Willi Ohler

Willi Ohler an der Töpferscheibe

Elternhaus und Ausbildung

Willi Ohler wird am 18.12.1888 in Hanau als Sohn eines Buchdruckers geboren. In der Werkstatt seines Vaters erlernt er handwerkliches Geschick und entdeckt seine künstlerische Begabung. Seine Eltern unterstützen diese Entwicklung und schicken Ihn an die königliche Zeichenakademie in Hanau, wo er für seine Leistungen alsbald ausgezeichnet wird.

Nach dem Studium der Malerei, Architektur und Bildhauerei in Berlin begibt er sich, begeistert von den großen Meistern der italienischen Malerei, auf Reisen nach Italien und später auch nach Ägypten. Aufgewachsen in einer Zeit, geprägt von Militarismus und wachsender Industrialisierung, schließt er sich der “Wandervogel-Bewegung” an, die das einfache und freie Leben in der Natur suchte. Der junge Künstler strebt nach einem ursprünglichen Dasein in der Schönheit der Natur, als Gegenpol zum urbanisierten Leben und militärischer Disziplin.

“Warum kann man nicht urwüchsig leben, sondern muss immer alles zurückdrängen”, schreibt Willi Ohler 1913 in einem Brief.

 

Reisen

Auf den ausgedehnten Wanderungen, entwickelt er eine große Bewunderung für die Natur und kommt mit der ursprünglichen Bauerntöpferei im Odenwald in Kontakt. Deren Formen und Motive prägten seine späteren Töpferarbeiten in Worpswede.

Ohler arbeitet nach Abschluss der Kunstakademie in verschiedenen Architektenbüros in Bremen und Neumünster. Der Ausbruch des ersten Weltkrieges unterbricht seinen beruflichen Werdegang jäh. Erst nach der Heimkehr aus französischer Gefangenschaft 1920, erlernt er das Töpfern im Odenwald. Er übernimmt eine Töpferwerkstatt und zieht 1922 mit seiner Frau nach Jever. Er liefert seine Werke u.a. nach Bremen, wo der Künstler Bernhard Hoetger auf die ungewöhnlichen Arbeiten aufmerksam wird.

1924 begeben sich Ohler und Hoetger auf eine gemeinsame Reise nach Ägypten. Er ist überwältigt von den Eindrücken dieser ”anderen Welt” und dies spiegelt sich fortan in seinen Werken wieder. Er beginnt jetzt frei ohne Töpferscheibe zu töpfern. Seine Arbeiten sind inspiriert von den frühgeschichtlichen Formen und zunehmend von Farben dominiert.

Ohler ist bis 1926 Teil der “Worpsweder Kunsthütten”, bis er 1926 seine die heutige “Worpsweder Töpferei” auf dem Weyerberg erbaut. Die Töpferei war zugleich Werkstatt, Verkaufsraum und auch Wohnraum. Willi Ohler arbeitet mit Leidenschaft und Hingabe, jedoch ist es auch seine Existenzgrundlage. Zu seinen Auftragsarbeiten gehört u.a. das Keramik-Relief in der Bremerhavener Fisch-Auktionshalle. Außerdem bietet er in seiner Werkstatt neben Töpferwaren auch Plastiken, Wandfliesen, Kaminverkleidungen, Heizkörperverkleidungen und sogar Stühle an.

 

Ein passionierter Maler

Vielleicht ist auch dies ein Umstand, der Ohlers Bedürfnis fördert, seiner Kunst auch zunehmend in der Malerei Ausdruck zu verleihen. Er will keine Abbilder der Dinge schaffen, die er in der Natur findet, sondern er strebt danach, die Stimmung und das Wesen festzuhalten. Der gesellige aber sensible Künstler, der unaufhörlich schaffen muss, zieht sich gern in die Ursprünglichkeit der Natur zurück, um die Schönheit und die Kraft in sich aufzunehmen. So gelingt es ihm, die Stimmung des Augenblicks, sowie die Details auf eine akkurate Art wiederzugeben.

Die Auswirkungen des zweiten Weltkrieges machen auch vor den Toren des beschaulichen Worpswedes keinen Halt und mit der Rationierung der Kohle kann er seinen Brennofen nicht mehr betreiben. So nimmt er eine Stelle als Kunstlehrer in Stade an. Als Zeitzeuge hält er die Altstadt der kleinen Hansestadt vor der Zerstörung durch den Krieg in zahlreichen Zeichnungen fest.

 

Rückkehr nach Worpswede

Willi Ohler kehrt erst 1949 wieder zurück nach Worpswede. Er beginnt wieder zu töpfern und gibt sich weiterhin seiner Passion, der Malerei hin. Die Kreidemalerei erscheint ihm hierbei als ideales Mittel, um die Dinge so darzustellen, wie er sie empfindet. Der feinfühlige Künstler zieht sich im Alter vermehrt zurück in sein Haus am Susenbarg. Zudem sind ihm Wanderungen in der Natur nur noch schwer möglich und so widmet er sich Pflanzen- und Steinstudien. Der sensible, feinfühlige Künstler stirbt am 17.08.1975. Er wirkte entscheidend am Gedeihen und der Entwicklung der Künstlerkolonie Worpswede mit und hinterlässt ein überwältigend vielseitiges Werk.